Sinne und NLP oder warum ein Schiedsrichter auch blind sein darf

Den 5 Sinnen kommt im NLP eine sehr große Bedeutung zu.

Über Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen nehmen wir die Informationen aus unserer Umwelt auf und verarbeiten sie in uns weiter. Die Reize von außen führen zu Reaktionen in uns. Dabei gibt es einfache Abläufe, damit wir unseren Alltag bewältigen können oder auch besondere, die uns beschützen wollen. Der Geruchs- und Geschmacksinn bewahren uns z.B. davor verdorbene oder giftige Lebensmittel zu essen. Der Hörsinn kann nicht ausgeschaltet werden und kann uns auch im Schlaf vor Gefahren warnen.

Nicht nur von außen strömen Informationen über unsere Sinne auf uns ein. Auch aus uns heraus kommen Sinnesinformationen, die unser Handeln beeinflussen. Wenn ich ein Bild von meiner Lieblingsspeise sehe, kann es sein, dass sich das Hungergefühl meldet und aus den Erinnerungen der Geruch und der Geschmack wahrhaftig wahrnehmbar wird.

Bei der Betrachtung eines Urlaubsfotos kommt der Geruch von Sonnenmilch, der Geschmack von Meerwasser und das gute Gefühl der Erholung hoch.

So kommt es zu einem Zusammenspiel der Sinne von innen und außen.

Sinne

Der visuelle Sinn, das Sehen ist in unserer Gesellschaft der Hauptsinn. Das hat für die Menschen, die gut mit dem Sehen verbunden sind Vorteile. Für die Menschen, die die Informationen mehr über das Gehör aufnehmen, kann das visuelle Übergewicht problematisch sein.

Das können wir auch in der Sprache bemerken. Wer einmal versucht für Beschreibungen der Umwelt Worte von allen fünf Sinnen zu finden, wird schnell merken, dass die visuellen Begriffe besonders gut zu finden sind.

Beispiele für die Sinne im Sprachgebrauch

Visuelle Prädikate: Auditive Prädikate: Kinästhetische Prädikate:
Das ist doch offensichtlich.

Ich sehe Ihren Standpunkt.

Das ist ganz klar.

Das leuchtet mir ein.

Er hat eine glänzende Zukunft.

Sieht gut aus.

Nie davon gehört!

Das klingt gut.

Was Sie da sagen!

Das hört sich gut an.

Keine Frage!

Das höre ich gern.

Das geht mir unter die Haut.

Ich bin hinund hergerissen.

Ich bin glücklich.

Ich begreife das auf Anhieb.

Ich hab‘ da so ein komisches

Gefühl.

Olfaktorische Prädikate Gustatorische Prädikate Unspezifisch Prädikate
Dafür habe ich eine Nase

Da war ich sauer

Eine bittere Pille

Ich bin auf den Geschmack gekommen
Das habe ich satt

Es ist mit sauer aufgestoßen

Ich verstehe Dich

Mir gefällt das nicht

Das war toll

Ich finde das interessant

Um mehr über Deinen Hauptsinn zu erfahren, kannst Du mal versuchen ein Haus ausschließlich mit Worten von einem Sinn zu beschreiben (Beispiel ist ganz unten zu finden).

Von den „Sehern“ wird dem Sehsinn oft mehr Bedeutung gegeben als er in Wirklichkeit ist. Als ganzheitliche Wesen nehmen wir alles mit allen Sinnen wahr. Unsere Erinnerungen sind ebenfalls mit allen Sinnen verknüpft, auch wenn wir uns oft spontan nicht mit allen Sinnen erinnern können. Wirklich toll werden aber Erinnerungen je mehr Sinne dabei sind.

Was haben nun die Sinne mit NLP zu tun? Die Nutzung von NLP basiert u.a. auf der differenzierten Wahrnehmung der Gegenüber. Wir lernen physische Veränderungen in Körperhaltung, Haut, Atmung, … zu erkennen und können so Rückschlüsse ziehen. Es geht immer um Kongruenz bzw. Inkongruenz zwischen der visuellen bzw. auditiven Aussage und des Erscheinungsbildes eines Menschen.

Die meisten Menschen können bewusst die Kongruenz bzw. Inkongruenz in dem bei ihnen beliebtesten Sinneskanal wahrnehmen und auch so beschreiben. Da die meisten Menschen den visuellen Sinn als Hauptsinn haben gelingt das mit dem Sinn auch oft am besten.

Jemand der zusammengekauert in der Ecke sitzt, glauben wir nicht, wenn er sagt: „Mir geht es gut“.

Einer Person der wir ansehen können, das sie schnell und flach atmet, glauben wir nicht, dass sie ruhig und entspannt ist. Sie wirkt aufgeregt.

Der auditive Sinn verrät uns ebenfalls sehr viel über Kongruenz bzw. Inkongruenz bei den Menschen.

Eine schnelle, hektische Stimme, höher gesprochen als üblich zeugt von Aufgeregtheit. Ein Ja, dass wie ein Nein klingt, zeigt eine Inkongruenz.

Im NLP lernen wir noch viel mehr über die Feinheiten der Wahrnehmung und können so an den passenden Stellen gezielt fragen. Die Inkongruenz im äußeren Erscheinungsbild und in der Sprache geben die entsprechenden Hinweise.

Ein kleines Problem entsteht dadurch, dass die meisten Menschen den Sehsinn als Hauptsinn haben. Sie machen auch die Beschreibung der Wahrnehmung in der Lehre. So werden die Möglichkeiten der anderen Sinne oft in der Lehre vernachlässigt. Das wiederum führt zu Nachteilen von Menschen mit den anderen Hauptsinnen oder sogar zu einer Beeinträchtigung in der Zulassung von Lehrmöglichkeiten.

Was aber, wenn ein Sinn eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung steht? Wir sind, als ganzheitliche Menschen, durchaus in der Lage bestimmte Informationen oder besser nicht vorhandene Informationen von einem Sinn durch andere Sinne auszugleichen.

Dazu zwei Beispiele.

  1. Das ganze Konzept der Telefonseelsorge wäre absurd, wenn die Seelsorger nicht über den auditiven Kanal ausreichend wahrnehmen würden und gut auf die Anrufe eingehen können. Dabei ist eine Besonderheit der Telefonseelsorge, dass gerade dadurch, dass kein Bild da ist, sich Menschen in Not den Seelsorgenden anvertrauen können.
  1. „Das Endspiel von Amerikas Tischtennis-Meisterschaften 1949 leitete der blinde Charles Medick. Einige tausend Zuschauer saßen um ihn herum. Ruhig und sicher zählte er. Charles Medick ist seit seiner Geburt blind. Er sitzt, den Kopf leicht vorn übergeneigt, am Tisch. Die Hände halten ein wenig verkrampft den Stuhl fest. Seinen Ohren entgeht nichts. Er weiß genau, wann der Ball ins Aus fliegt Oder von der Tischkante abspringt.“ (Quelle: https://www.spiegel.de/sport/ein-tolles-spiel-am-tisch-a-dab87b63-0002-0001-0000-000044437474)

Für Online Coachings und Trainings, bei denen der visuelle Kanal eingeschränkt ist, heißt das, dass wir viel Wert auf die Wahrnehmung der visuellen Informationen legen müssen und dem auditiven Repräsentationsystem eine größere Bedeutung zukommt.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Teilnehmer nach einem online Training in einem Präsenzcoaching viel mehr wahrnehmen. Als ob alle ihre Sinne besser trainiert sind und Feinheiten noch besser wahrgenommen werden.

Hausbeschreibung mir den Sinnen Sehen, Hören, Fühlen. Stellt Euch vor, dass ihr ein Haus kaufen wollt. Ihr habt es alleine besichtigt und sollt nun Eurem Partner / Partnerin das Haus beschreiben. Der Partner / Partnerin war auch alleine Haus. Ihr trefft Euch nun und beschreibt das Haus:

Partner 1 – Sinn Sehen:

Das Haus fällt sofort ins Auge durch sein malerisches Aussehen. Man erkennt auf den ersten Blick, dass der Besitzer sein volles Augenmerk der Farbgestaltung des Innenhofes und des Gartenbereiches gewidmet hat. Es hat sehr viel Fensterfläche, so dass man den herrlichen Ausblick genießen kann. Die ansehnliche architektonische Gestaltung macht das Haus offensichtlich zu einem guten Mietobjekt.

Partner 1 – Sinn Hören:

Das Haus ist sehr ansprechend. Es liegt in einer derart ruhigen Gegend, dass oftmals das Zwitschern der Vögel das einzige Geräusch ist, das man hier beim Spazierengehen hört. Die Treppenstufen machen schöne Geräusche nach altem Holz, der Flur hat einen wunderbaren Klang. Seine Inneneinrichtung könnte aus einem Märchenbuch stammen. Sie erzählt so viel über den Charakter dieses Hauses, dass man sich aller Wahrscheinlichkeit nach bald selbst fragt, wie man so eine Gelegenheit jemals vorbeigehen lassen könnte.

Der Makler – Sinn Fühlen:

Das Haus ist nicht nur solide gebaut, es vermittelt auch ein ganz spezielles Ge-fühl. Selten kommt man in Kontakt mit einem Platz, der den Besucher derart berührt. Es ist groß genug, um den Eindruck uneingeschränkter Bewegungsfreiheit zu erwecken. Gleichzeitig erzeugt die Wärme der geschmackvollen Inneneinrichtung eine sehr entspannte Gemütlichkeit. Ein Objekt, das Ihnen ganz besonders am Herzen liegen wird.

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