Widerstand im Coaching

Im Coaching passiert es immer wieder. Der Coachee geht in einen Widerstand, dass kennen wahrscheinlich alle Coaches und in unseren Ausbildungen machen die Lernenden in der Coachrolle auch immer wieder mal die Erfahrung. Aus Sicht des Coaches zeigt sich der Widerstand z.B. dadurch, dass der Coachee

  • der Zugang zu Erinnerungen / Ressourcen fehlt
  • sich kein Ziel finden lässt
  • die inneren Anteile verstummen
  • sich immer im Kreis dreht
  • unglaublich viele Einwände auftauchen
  • verstummt
  • Dissoziation

Da es nur zwei Akteure in dem Coaching gibt, kann die Ursache auch nur bei einem der beiden liegen. Daher sollte der Coach als erstes überprüfen, ob der Widerstand durch ihn selber verursacht wurde und daher auch von ihm gelöst werden muss. Im NLP lernen wir von Beginn an eine gute Beziehung zum Coachee aufzubauen. Über Pacing entsteht Rapport und Rapport ist u.a. die Basis dafür, dass seitens des Coachees kein Widerstand zum Coach aufgebaut wird.

Widerstand im Coaching

Widerstand gegen Widerstand ist zwecklos

Wenn es um Widerstand seitens des Coachees geht, wird in vielen Artikeln geschrieben, dass „Widerstand überwunden werden muss“. Manche Coaches ärgern sich auch über den Widerstand des Coachees. Der so schöne Coaching-Prozess gerät plötzlich ins Stocken. Das scheint auch verständlich. War doch der Prozess bis zu diesem Punkt so gut und es wäre gleich zu einer Lösung gekommen und dann das. Der Coachee verweigert sich! Das ist eine coachzentrierte, einseitige Sichtweise, die nicht im Sinne des Coachees ist. Es geht in keinem Coaching um den Coach, es geht immer um den Coachee, immer.

An dieser Stelle ist es hilfreich, sich kurz die wesentliche Grundannahme des NLP in Erinnerung zu rufen (Quelle: www.DVNLP.de).

  • Menschen treffen immer die Wahl, die sie zu diesem Zeitpunkt aus ihrer Sicht für die beste halten.
  • Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht – für die handelnde Person.
  • Für jedes Verhalten gibt es einen Kontext, in dem es sinnvoll war oder ist.

Unter diesen Vorannahmen handelt also der Coachee also genau richtig. Er / Sie kann gar nicht anders als so zu handeln.

Deshalb muss das Motto des Coachs lauten: „Widerstände sind meine Freunde“. Denn jeder Widerstand ist ein Hinweis des Coachees oder eines seiner inneren Anteile auf ein nicht beachtetes Problem. Er ist ein Fingerzeig, ein zeitnaher Öko-Check. Alle Beteiligten können nur dankbar sein, dass sich der Widerstand in diesem Prozess gezeigt hat und nicht erst in einer späteren Phase, z.B. wenn der Coachee ein neues Verhalten leben will.

Stellen wir uns ein Coaching bei Prüfungsangst vor. Alles läuft super, kurz vor Schluss gibt es einen kleinen Durchhänger. Da es aber so gut gelaufen ist, ermutigt der Coach den Coachee, sich auf das Ergebnis einzulassen. Der Coachee vertraut dem Coach und will es so machen. Doch in der entscheidenden Situation, der Prüfung, kommt der Widerstand und der Coachee verfällt in eine Starre. Der Teil, der vorher nicht beachtet wurde, übernimmt die Führung und nichts geht mehr.

Aus unserer Sicht gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich auf jeden Widerstand einzugehen und gemeinsam mit dem Hindernis eine Lösung zu finden. Der Weg zur Lösung dauert manchmal länger, ist aber auch nachhaltiger. Es ist sozusagen eine Form von nachhaltigem Coaching. Die Themenzentrierte Interaktion (TZI) sagt dazu: Störungen haben Vorrang!

Grundsätzlich gilt es, Widerstand zu respektieren und mit ihm zu arbeiten. Sie treten nie grundlos auf. Er hat einen Nutzen für den Coachee. Wir können grundsätzlich von einer Schutzfunktion ausgehen. Die inneren Wächter schützen den Coachee z.B. vor unbekannten Risiken, zu schnellen Veränderungen oder stellen die Glaubwürdigkeit oder gar die gesamte Veränderung in Frage.

„Ich habe seit 10 Jahren Prüfungsangst, warum soll die jetzt in 2 Stunden weg sein? Das geht doch nicht.“

Ein wertschätzender Umgang mit Widerstand zeigt einen wertschätzenden Umgang mit dem Coachee und die Haltung des Coachs.

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