Die logischen Eben der Veränderung nach Robert B. Dilts

Dem Modell der sechs logischen Ebenen der Veränderung liegt die gesamten Veränderungsarbeit des NLP zugrunde, und wurde von Robert Dilts auf der Grundlage der Arbeiten Gregory Batesons entwickelt. Die Ebenen sind:

  1. die Umwelt: der gesamte externe Kontext, den wir wahrnehmen und der auf uns einwirkt (wann und wo geschieht etwas?)
  2. das Verhalten: unsere Aktionen und Reaktionen in dieser Umwelt (was tue ich?)
  3. die Fähigkeiten: die durch unsere kognitiven Modelle bestimmten Strategien, die unser Verhalten in der Umwelt steuern (wie tue ich es?)
  4. das Glaubenssystem (Glaubenssätze und Werte), das unsere Fähigkeiten und unser Verhalten in der Umwelt steuert (warum tue ich es so und nicht anders oder auch gar nicht?)
  5. die Identität, gewissermaßen die Summe und das Produkt der anderen vier Ebenen (wer bin ich?)
  6. die Spiritualität, etwas mit wir Menschen über uns hinaus verbunden sind (Was ist meine Mission? Welche Vision habe ich?)
Logische Ebenen nach Robert Dilts

Dabei gilt die Umwelt als die niedrigste, die Identität als die höchste logische Ebene. Über der Identität siedelt Dilts noch die Ebene der Spiritualität als noch bedeutender an; sie ist aber von Person zu Person sehr unterschiedlich, wird auch sehr unterschiedlich benannt (z.B. als Religion oder Glaube). Da sich NLP als konfessionell völlig ungebunden und wertfrei versteht, wird für diese Ebene kein fester Begriff eingesetzt, vielmehr wird in der Beratungsarbeit im Sinne des Pacing genau mit dem gearbeitet, was der Klient als Begriff anbietet und auch genau mit der Bedeutung, die er diesem Begriff gibt.

Im NLP wird darauf geachtet, welche der logischen Ebenen bei einem Problem beteiligt sind. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, dass ein Problem nicht (ausschließlich) auf der logischen Ebene gelöst werden kann, auf der es in Erscheinung tritt. Dabei wird den Glaubenssätzen, bezogen auf die Lösung von Problemen und auf die Erreichung von Zielen, eine besonders große Bedeutung beigemessen.

Das Modell der logischen Ebenen, nach Robert Dilts, ist im NLP nicht unumstritten und es wurde viel über die Entstehung und Herkunft geschrieben. Was mich an dem Modell so begeistert ist, dass es in der Nutzung immer wieder zu wunderbaren, ergreifenden Ergebnissen führt. Die Ergebnisse sind so unterschiedlich wie die Menschen und ihre Fragen. Für mich sind die logischen Ebenen im Kern eine Fragetechnik, die es schafft aus einer profanen Ausgangssituation eine Verbindung zu einer ganz hohen, persönlichen Ebenen zu schaffen.

Kern aller Fragetechniken, sei es „The Work von Byron Katie“, „Die Wunderfrage von Steve de Shazer“, „Das Tetralemma bzw. das Diamond Format“, „Core Transformation von Connirae & Tamara Andreas“ oder auch die Schaffung anderer Betrachtungsrahmen (Als-Ob-Rahmen), ist es dem Klienten andere Blickwinkel und Erkenntnisse auf sein eigenes Sein zu verschaffen. Manchmal entsteht dadurch ein Erkenntnisgewinn, manchmal verändern sich gleich ganze Glaubenssätze und dadurch resultierend ganze Verhaltensweisen. Manchmal entsteht Klarheit über den eigentlichen Coachingbedarf bzw. über die notwendige Aneignung von neuen Fähigkeiten.

Was passiert nun, wenn man die „logischen Ebenen“ als Fragetechnik versteht. Das möchte ich konkret an einem Beispiel deutlich machen.

Stellen wir uns vor, dass ein Klient mit der Frage „Ich habe Schwierigkeiten im Umgang mit Mitarbeiterin X“ zu mir als Coach kommt. Ich führe die Klientin durch die logischen Ebenen nach Robert Dilts, um die persönliche Situation der Problematik zu beleuchten.

In diesem Beispiel gehen wir die ebenen von unten nach oben einmal durch und mit den Erkenntnissen aus der obersten Ebene betrachten wir wieder alle unteren Ebenen.

Wie könnte ein entsprechende Coachingeinheit verlaufen:

  1. Umwelt (Wo und wann?)

Frage: „In welchen Situationen treten die Schwierigkeiten auf? Wo und wann begegnet ihr euch, und welche äußeren Umstände spielen eine Rolle?“

Antwort: „Es passiert oft in Meetings, wenn wir über Projekte sprechen, vor allem, wenn es um enge Deadlines geht.“

  1. Verhalten (Was tust du konkret?)

Frage: „Was tust du oder sagst du in diesen Situationen, und wie reagiert Mitarbeiterin X?“

Antwort: „Ich versuche, klare Anweisungen zu geben, aber sie hinterfragt häufig meine Entscheidungen, was mich ärgert.“

  1. Fähigkeiten (Wie machst du es?)

Frage: „Wie reagierst du auf ihre Fragen, und wie gehst du generell mit solchen Situationen um? Welche Fähigkeiten nutzt du?“

Antwort: „Ich bleibe sachlich, aber es fällt mir schwer, ruhig zu bleiben, wenn ich das Gefühl habe, dass sie nicht kooperiert.“

  1. Werte- und Glaubenssätze (Warum machst du es? Was ist dir wichtig?)

Frage: „Was ist dir in der Zusammenarbeit wichtig, und warum stört dich ihr Verhalten? Was glaubst du, was hinter ihrem Verhalten steckt?“

Antwort: „Mir ist Respekt wichtig. Ich habe das Gefühl, dass sie meine Autorität nicht anerkennt, und das macht mich unsicher.“

  1. Identität (Wer bist du in dieser Rolle?)

Frage: „Wie siehst du dich selbst in deiner Rolle als Führungskraft? Wie möchtest du als Führungskraft wahrgenommen werden?“

Antwort: „Ich möchte als kompetente und faire Führungskraft gesehen werden, die ihr Team effektiv leitet.“

  1. Vision / Mission / Spiritualität (Wozu gehört das? Welcher größere Zusammenhang?)

Frage: „Wie passt dieser Konflikt in ein größeres Bild deiner Werte und deines Lebens? Wozu dient dieser Konflikt vielleicht auch?“

Antwort: „Vielleicht zeigt mir der Konflikt, dass ich an meiner Führungskompetenz arbeiten muss, um langfristig ein besseres Teamklima zu schaffen.“

Auf der obersten Ebene erkennt der Klient, dass seine Vision eines guten Teamklimas in seiner Abteilung so nicht erreicht werden kann. Der ursprüngliche Konflikt wird hier mit seiner Vision verbunden. Diese Verbindung unserer tiefsten, wichtigsten Grundsätze, die weit mehr als Glaubenssätze sind, verlieren wir oft im Alltag.

Wenn wir mit der Erkenntnis aus der obersten Ebene die logischen Ebenen wieder hinuntergehen, könnten sich folgende neue Perspektiven und Erkenntnisse ergeben.

Führen wir das Beispiel weiter.

  1. Identitätsebene

Erkenntnis: „Ich sehe mich jetzt als eine Führungskraft, die bereit ist, zu wachsen und zu lernen. Ich bin jemand, der offen ist für Feedback und daran arbeitet, mein Team effektiv und wertschätzend zu führen.“

  1. Werte- und Glaubenssätze

Erkenntnis: „Mir ist wichtig, dass ich nicht nur Respekt, sondern auch Zusammenarbeit und Offenheit fördere. Ich glaube jetzt, dass eine starke Führungskraft durch Kommunikation und gemeinsames Wachstum besser führt, statt nur auf Autorität zu setzen.“

  1. Fähigkeiten

Erkenntnis: „Ich kann nun aktiv an meinen Kommunikationsfähigkeiten und meiner emotionalen Selbstregulation arbeiten. Ich werde Techniken erlernen, um besser zuzuhören, konstruktive Kritik zu geben und Konflikte zu deeskalieren.“

  1. Verhaltensebene (Was tue ich?)

Erkenntnis: „Ich werde mich bemühen, ruhiger zu reagieren, wenn Mitarbeiterin X meine Entscheidungen hinterfragt. Statt in die Defensive zu gehen, werde ich ihre Perspektive verstehen wollen und nach Lösungen suchen.“

nd lösungsorientierten Reaktion ändern.

  1. Umwelt

Erkenntnis: „Ich kann gezielt bestimmte Umgebungen oder Situationen schaffen, in denen wir über unsere Zusammenarbeit sprechen, bevor es in stressige Meetings geht. Vielleicht kann ich in ruhigerer Atmosphäre besser auf sie eingehen.“

So angewandt werden die logischen Ebenen als ganzheitliche Methode für eine stärker, bessere Kongruenz und damit für mehr Authentizität.

Je länger ich mich mit den logischen Ebenen, nicht der Herkunft oder der Korrektheit des Modells, sondern mit den Möglichkeiten beschäftige, um so begeisterter bin ich. Das Verfahren kann nicht für bei persönlicher Inkongruenz oder Fragen im Leben genutzt werden, sondern auch für beliebige Rollen bzw. Funktionen (z.B. Vater / Mutter, Therapeut:in, Coach, Supervisor:in, Führungskraft, Lehrer:in, Verkäufer:in, Trainer:in) durchgeführt werden.

Es dient einem umfassendem Ökologietest, bei gleichzeitigem „In-Einklang-Bringen” der Logischen Ebenen.

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